Frankreich

3. - 9. Oktober Ab in den Süden

Jetzt möchte ich zuerst mal etwas loswerden... Wir waren dieses Jahr schon in einigen europäischen Ländern unterwegs, Deutschland, Schweden, Schweiz und Frankreich. Wir haben viele verschiedene Camping- und Rastplätze gesehen und besucht. 

Liebe Damen und Herren, wäscht die Hände nach dem Klo!!! Wie häufig bin ich auf einer Toilette, höre die Türe aufgehen, jemand läuft davon, ohne sich die Hände zu waschen. Wie kann das sein!? In jedem Land, auf Frauentoiletten und gemischten Klo’s. Es ist eklig und vor allem jetzt sollte man sich doch definitiv die Hände waschen. Schön das es wenigstens in keinem Land unterschiede gibt... Überall dasselbe... So, jetzt genug genörgelt, aber das musste ich wirklich mal los werden. 

Auch eklig ist das Wetter, deshalb verlassen wir die Île de Ré, nach nur einem Tag. Der Regen hört zwar lange genug auf um eine Spaziergang zu machen, mehr aber auch nicht. Wir fahren zurück aufs Festland nach La Rochelle und von da nach Bordeaux. Yannick hat sein Ladegerät für den Laptop doch noch gefunden, dafür müssen wir aber mitten in die grosse Stadt hineinfahren. Weder das Navigieren noch das Fahren ist da einfach, aber wir überstehen es ohne Zwischenfälle. Der nahegelegene Stadtcamping ist an einem kleinen See, aber mittlerweile stürmt und regnet es wieder. Dafür hat es eine Waschmaschine, so ist heute der Haushalt dran. Nachts heult der Wind ums Auto, aber das gleich ein Baum umfällt, das haben wir nicht gehört. Glücklicherweise ist er nicht auf unser Auto gefallen. Aber morgens gucken wir dann schon ziemlich blöde aus der Wäsche. 

Von Bordeaux fahren wir ans Meer, zu der grossen Düne du Pilat. Kaum sind wir da, Regen... Trotzdem sieht die Düne fantastisch aus, wie sie dieser Sandberg aus dem Wald erhebt und denn Blick zum Meer versperrt. In der nächsten Ortschaft ist kaum ein Laden offen, nachdem wir doch noch ein Café gefunden haben, wollen wir uns den Strand anschauen. Es windet aber so stark der es schon seitwärts zu regnen scheint. Zurück im Auto entschliessen wir uns zur Flucht in den Süden. Laut Wettervorhersage soll es am Mittelmeer schon bald besseres Wetter geben. 418 km, 60 Songs und 3 Podcasts später kommen wir in Montplaisir an.

Es ist schon etwas spät und ein Camping suchen mögen wir jetzt auch nicht mehr. Dafür finden wir einen wundervollen Platz an einer Lagune zum wildcampieren. Der Wind bläst weiter, aber der Regen hat aufgehört. Im Wasser tummeln sich die Flamingos, mit einem schönen Regenbogen im Hintergrund. 

Dann geht der Mond auf, und beleuchtet die verschiedenen Becken. Der Wind schlägt sanfte Wellen und trägt das Glitzern des Mondes durch die ganze Bucht. 

Morgens als wir aufstehen sind die Flamingos noch am schlafen und ihre langen Hälse unter dem Federkleid verborgen. Die anderen Seevögel sind aber schon wach und begrüssen uns mit ihren Gesängen und Gekreische. 

Nur eine halbe Stunde entfernt ist Leucate. Das Yannick schon von einem Kiteurlaub kennt. Also wissen wir ausnahmsweise wo es jetzt hingeht. Was unterwegs auffällt, die Bergspitzen der Pyrenäen sind schneebedeckt. 

Auf dem Camping La Franqui bleiben wir auch gleich eine Weile. Jetzt waren wir viel unterwegs, so kann man gut auch mal eine Woche am selben Ort bleiben und entspannen Ein tolle Camping am Meer, mit beheiztem Pool, Fitnessraum und Whirlpool. Die Sonne ist zurück gekehrt, der Wind bleibt. Was natürlich Yannick sehr freut. Er kann Kiten und übt fleissig seine Sprünge. Ich vertreibe mir mit verschiedenen Aktivitäten die Zeit und geniesse das schöne Wetter. 

An einem Windstillen Tag machen wir einen Ausflug mit unseren Fahrrädern. Wunderschöne Aussicht auf dem Kap, die wir uns aber erstmal erkämpfen müssen. Wir schleppen die Fahrräder über die steilen Treppen hoch, da wir keinen besseren Weg gefunden haben. Aber es lohnt sich!

Abends kommen dann immer die Mücken, aber das macht nichts, dafür kreisen die Fledermäuse mit einer unglaublichen Geschwindigkeit und Präzision über unsere Köpfe. Was für ein Schauspiel! 

 

26. September - 2. Oktober Bretagne - La Rochelle

Wir verlassen den Camping des Abers und fahren an die Point du Raz. Ein felsiges, karges Kap, wirklich das Ende der Welt. In der Ferne ist die Île de Sein zusehen und davor ein imposanter Leuchtturm. Danach geht es zum Point de la Torche. Dieses Kap hinterlässt einen völlig anderen Eindruck. Fühlte man sich am Point du Raz noch am Ende der Welt, ist man hier im Surfermekka der Bretagne angekommen. Der Camping und das halbe Dorf ist geschlossen, trotzdem finden wir ein hübsches Plätzchen hinter den Dünen. Nachts schwenkt das Licht des Leuchtturm übers Meer und das Rauschen der Wellen ist zu hören. Sogar die Sterne und der Mond lassen sich mal wieder blicken.

Morgens kann sich Yannick nicht entscheiden ob er in seinen Neopren hüpfen will und kiten geht. Ich bekomme schon nur Gänsehaut wenn ich ganz trocken am Strand stehe und auf das tosende Wasser schaue. Verständlicherweise lässt er es bleiben und wir fahren weiter nach Concarneau. Bei Sonnenschein erkunde ich ein wenig den Hafen und die Docks. Auch durch einen schönen Park am Meer spaziere ich, da es Sonntag ist, bin ich hier nicht die einzige...

Am Montag geht es durch die hübsche Stadt Concarneau, auf den Spuren von Kommissar Dupin. Unsere Lieblingskrimireihe von Jean-Luc Bannalec, die hier in der Bretagne spielt. Das ergibt eine etwas andere Stadttour. Wir stehen vor dem Restaurant L’Amiral, leider geschlossen. Trotzdem sind wir entzückt, endlich Dupin’s Lieblingsrestaurant zu sehen. Daneben ist gleich sein Presseladen, in dem er in den Krimis, immer seine Notizbücher kauft. Auch die Polizeistation selbst verpassen wir nicht, ein wahrlich heruntergekommenes Gebäude. Klar ist der Kommissar hier nie anzutreffen. 

Aber am Besten gefällt mir trotzdem die Ville Close, die Altstadt auf einer Insel, umgeben von Festungsmauern. Im Innern gibt es kleine Läden, Crêperien, Cafés, Künstlerwerkstätte und vieles mehr. Nur der Regen hält uns davon ab, noch länger rumzubummeln. 

Pont-Aven, liegt auf unserem Weg, als wir Concarneau verlassen. Eine kleine romantische Stadt, durch die sich der grüne Fluss Aven schlängelt, bevor er in den Atlantik mündet. Es gibt viele tolle Ateliers und süsse Kaffees. 

In Carnac finden wir den Obelix nicht, aber er hat tausende Hinkelsteine zurückgelassen. Alle schön eindrücklich aufgereiht. 

In Quiberon, auf der Halbinsel in der Nähe von Carnac, lässt sich die Sonne wieder blicken! Auch haben wir das Glück und finden einen offenen Campingplatz mit Meerblick. Viele Camper hat es nicht mehr, so gehört der riesige Platz fast nur uns. Das Rauschen der Wellen, den kühlen Sand unter den nackten Füssen, die Meeresbrise im Haar. Einfach wunderbar!

Guérande; Salinen so weit man schauen kann. Also eine grosse Produktionsstätte von ihrem berühmten Fleur de Sel. Nach den Salinen kommt gleich eine Touristenhochburg. Die ganze Promenade ist gesäumt von Hochhäusern mit Ferienappartements und Hotels. Nicht wirklich was wir suchen, so fahren wir weiter. Vom Meer in den Wald, ins verlasse Irgendwo. Wir verlassen die Küste ganz kurz und finden uns gleich in einem herbstlichen Wald wieder. Schöne Farben und der frische Duft des Waldes begrüsst uns. Nachts trommelt der Regen beruhigend aufs Dach. 

La Rochelle, liegt wieder an der Küste und soll auch ganz beliebt für’s Kiten sein. 

Da wir alle 5 Minuten anderes Wetter haben, werden wir auch mit einigen Regenbögen beglückt. Man muss ja auch das positive sehen, bei solchem Sauwetter.

Diese Woche haben wir mit einigen kleineren Problemen zu kämpfen. Noch nicht alle haben wir erfolgreich gelöst. Administrative Probleme zu lösen ist in der heutigen Zeit von unterwegs zwar viel einfacher geworden, dank Internet, E-Banking,Telefon, usw. Trotzdem braucht es manchmal tatkräftige Hilfe von Zuhause. Die Freude an Yannick‘s neuem Laptop ist kurzzeitig verflogen. Das Ding braucht so viel Power, das wir es im Auto nicht laden können. Das Ladegerät welches wir im Internet bestellt haben, wird an eine Poststelle geliefert die nicht mehr existiert...

Wir haben mittlerweile die tolle Bretagne hinter uns gelassen, die grosse Loire überquert und begeben uns langsam mit den Schwalben Richtung Süden. In der Hoffnung auf Sonne und Wärme. Falls nicht, dann haben wir wenigstens die wilde Atlantikküste!

 

19. - 25. September Bretagne

Wir haben Zuhause alles erledigt was wir erledigen mussten/durften. Wir hatten unsere Vorstellungsgespräche damit wir hoffentlich nach unserer Reise einen Job haben. Ich habe endlich mein Kinderbuch herausgebracht, es schon fleissig versendet und Werbung gemacht. Wir durften bei einer wunderschönen Hochzeit dabei sein und einer rührenden Pensionierung beiwohnen. Es hatte sich also durchaus gelohnt, mal wieder Zuhause bei Familie und Freunden zu sein. Zum Abschied bekamen wir noch ein weiteres Maskottchen geschenkt, ein kleiner gehäkelter Bus, dem wir den Namen Bobby gegeben haben Zusammen mit Piggy, unserem australischen Plüschschweinchen, ist unsere Reisefamilie nun komplett! 

Das Ziel, unser Plan A, ist die Bretagne, der Weg soll nicht über die Autobahn führen. Der Rest ist offen. Es verschlägt uns nach Serquex. Hier gibt es eigentlich nichts, viel Landwirtschaft, Laubwälder und Hügel. Wir verbringen unsere erste Nacht bei einem Picknickplatz im Wald, ganz alleine. 

Ohne Autobahn kommen wir natürlich nicht so schnell vorwärts, aber wir haben ja viel Zeit! Die nächste Station ist Sées, nun doch schon in der Normandie. Ein beschauliches Städtchen mit einer gewaltigen Kathedrale.

«Wo geht es hin?»

«Immer der Nase nach», meint Skippy unbekümmert. 

Genauso unbekümmert wie Skippy in meinem Kinderbuch, sind auch wir. Wo es hingeht wissen wir meistens morgens noch nicht. Heute geht es der Nase nach, nach Saint-Malo. Und es ist toll hier, da bleiben wir gleich zwei Nächte! Mont-Staint-Michel haben wir wegen schlechten Wetter und den Touristenmassen ausgelassen. Aber in der Hafenstadt Saint-Malo haben wir einen tollen Stadtcamping gefunden. So erkunden wir mit den Fahrrädern bei Sonnenschein die Gegend. Die romantische Altstadt ist von hohen Granitmauern umgeben und erscheint wie eine riesige Festung. Von unserem Camping blickt man über den Hafen hinweg zur Altstadt oder aufs offene Meer hinaus mit den unzähligen rauen Inselchen. Ein Ausblick an dem ich mich kaum satt sehen kann. Deshalb setzte ich mich bei meinem ausgiebigen Spaziergang auf eine Bank und ganz nach Astrid Lindgrens Zitat: «Und dann braucht man ja auch noch Zeit einfach nur dazusitzen und vor sich hin zu schauen.»

Wir verabschieden uns von Saint-Malo und fahren nach Ploumanac’h, an die Côte de Granit Rose. Bizarre Felsformationen aus rosa Granit. Auch bei Regen wirklich sehr schön. Es ist ein verrückter Tag, jedenfalls Wettertechnisch gesehen. Von Nebel, über Regen bis zu Sonnenschein gibt es heute in der Bretagne alles! Aber wir werden überall mit einem netten Lächeln Empfangen, das zwar hinter einem Mundschutz versteckt ist... 

Einige Campings sind schon geschlossen, die Touristensaison ist langsam beendet. Glücklicherweise finden wir noch einige, wirklich sehr günstige, die geöffnet haben. 

So auch den schönen Camping des Abers. 

Die Landschaften sind grossartig und mit den vielen beschaulichen Häuschen, einfach wundervoll. Ich spaziere der Küste entlang, abwechselnd schroffe Felsen und kleine Badebuchten mit erstaunlich, karibisch weissem Sand! Aber das Meer tobt, der Wind bläst über das flache Land hinein. Um so westlicher wir kommen, um so mehr gewinnt der Name Finistère an Bedeutung. Es heisst eigentlich, «finis Terrae», das Ende der Welt. So fühlt es sich auch an, wenn man hier aufs Meer raus schaut. 

Übrigens gibt es hier viele schräge Vögel. Gemeint sind natürlich nicht die nette Bretonen sondern wirklich die heimischen Vögel. Es gibt verhaltensauffällige Elstern; die Freude Hüpfer tätigen und ununterbrochen vor sich hin krächzt. Wenn wir dann lauthals über sie lacht, schaut die Elster einem kurz ertappt an und macht dann doch unbeirrt weiter. Die Möwen hier sind so gross, das wir sie schon vor Jahren, in unseren Familienferien, «Gozilla» getauft haben. Und nicht zu vergessen die «Walkies», die kleinen Seevögel haben wir schon in Australien gerne beobachtet. Die scheuen Winzlinge rennen super schnell am Strand entlang, kaum bewegt man sich auf sie zu. Ihr Rennstil ist unbeschreiblich einzigartig! Genauso wie unsere bisherige Reise in der Bretagne!